Stempel auf schwedischen Bajonetten

 © Per Holmbäck
Übersetzung von Thomas Westermann
Updated 2012-01-23


Inhalt
1. Einleitung
1.1     Herstellung
1.2     Stempel
2. Hersteller
2.1.    Staatliche Arsenale
2.2.     Andere Hersteller
3. Hersteller und Stempel
4. Die Prüfung/Abnahme
5. Truppenstempel
6. Andere Stempel
7.Referenzen


1. Einleitung

1.1. Herstellung

Das Bajonett des 16. Jahrhunderts wurde gewöhnlich in 3 Teilen gefertigt: die Dille, der Arm mit Klinge sowie die Schmetterlingsschraube. Der Sockel wurde oft aus verschrotteten Gewehrläufen hergestellt, welche am Arm angeschweißt wurden.

Folgende Handwerker waren an der Bajonettherstellung beteiligt:
Bajonettmacher/Bajonettschmied
('bajonettsmed')
Der gebräuchliche Name für Bajonettmacher. Der
'Der Svetsarewar verantwortlich für das Schmieden der Bajonette.
(Diese wurden in Vira bruk 'svetsare' genannt. Ich weiß nicht, ob dies eine allgemein gebräuchliche Bezeichnung war. )
Bajonettschleifer  ('bajonettslipare')
 ('bajonettfilare')
Die geschmiedete Klinge wurde an den Bajonettschleifer  ('bajonettslipare').
(Ab 1750 wurden sie  'bajonettfilare' genannt [11]).
(Zur selben Zeit wurden die ‘filare’ als eigene Zunft erwähnt. Es ist nicht klar, wie die Tätigkeitsfelder voneinander abgegrenzt waren.)
Socket grinder ('hölsefilare')  
Scabbard maker ('bältare') Lederarbeiten, Scheiden

Im Arsenal von Söderhamn gab es 1750:
Bajonettmacher (Meister), 2 Gesellen und 2 Lehrlinge.
Bajonettschleifer (Meister), 1 Gesellen und 1 Lehrling.
Bajonettfeiler (Meister), 2 Gesellen und 1 Lehrling.

Es gibt eine Notiz von Antons Svab über den Besuch in Söderhamn im Jahre 1796, betreffend die Herstellung eines Bajonettes m/1791: 

„Weiterhin wurden verpflichtet ein Bajonettmacher, er erhielt 12 Schilling für jedes geschweißte Bajonett, ein Bajonettschweißer, der die Dille am Arm anbrachte – er erhielt 3 Schilling - sowie 2 Bajonettschleifer, welche für das Schleifen und Polieren 4 Schilling bekommen sollten.“

Die Bajonettmacher waren normalerweise in Zünften (wie z.B. der Pistolenmacherzunft) organisiert, aber in Vira bruk hatten sie ab ca. 1740 ihre eigene Zunft.

1.2. Stempel

. Januar 1704 Das Kriegskollegium forderte alle Firmen auf, die Gewehrläufe und Schlösser mit Firmenstempeln zu versehen.
Spätes 18. Jh. Angenommene Bajonette (oder Modifikationen)  wurden ungefähr ab Modell m/1775 bis m/1799 mit dem Abnahme- bzw. Prüfstempel auf dem Arm in Dillennähe gestempelt. Der Stempel bestand aus einer Signatur mit darüber angeordneter Krone, z.B. gekröntes ‚A‘, ‚B‘ oder ‚M‘.
1822 Prüfvorschrift Der Prüfer hat die angenommenen Bajonette  an der Armseite zu stempeln, angenommene Scheiden sind über der Scheidenverriegelung zu stempeln.
1830 Prüfvorschrift Es wurden 3 Prüfer festgelegt – der 1. und 2. Prüfoffizier sowie ein Prüfmeister. Das jeweilige Bajonett wurde, wenn es abgenommen war, an der Armseite gestempelt.
1850 Prüfvorschrift Der Hersteller/Bajonettmacher stempelte seine Singnatur in Nähe des Arms auf die Klingenoberseite. Dort wurden ebenfalls Seriennummer und Jahr gestempelt.
2 Prüfer waren vorgeschrieben. Angenommene Bajonette wurden von den Prüfern auf dem Arm auf der Seite gestempelt, auf der sich der Gang befand.
  • Beim Dillenbjonett m/1867 befinden sich die Prüfstempel (Teil- und Endabnahmestempel) von Carl Gustaf Stad) auf der gegenüberliegenden Seite.
  • Es scheint einen Unterschied zwischen den Hersteller- und den Prüfstempeln der 'Jönköpings faktori' zu geben. Die Buchstaben des Herstellerstempels sind “erhaben”, die der Prüfstempel geschlagen. [6] 

  •  

    2. Hersteller

    2.1. Staatliche Arsenale

    Im Jahr 1620 entschied König Gustav Adolf II., die Schmiede in bestimmten Städten (Norrtälje, Norrköping, Sundsvall, Söderhamn und Örebro) zusammenzufassen. Dabei arbeiteten die Schmiede weiterhin in ihrer eigenen Werkstatt, jedoch innerhalb eines Arsenals ('faktori'). Hier war ein sog. "faktor" verantwortlich für die Herstellung (Montage) der Bajonettarme. In der Anfangszeit bestand die Tätigkeit der Arsenale mehr in der Beschaffung als in tatsächlicher Herstellung.

    Nach der Gründung des Kriegskollegiums 1634 wurden die Arsenale dem Kollegium unterstellt. Im 18. Jh. waren die staatlichen Arsenale ("Faktorier") besser organisiert, die Schmiede in den betreffenden Städten wurden angehalten, für die jeweiligen Arsenale zu arbeiten. 

    Hersteller Stempel Historie
    Arboga  

    Gegründet 1551.
    Hans Ehrenpreuss, ab 06.12.1684 'factor' in Arboga ihm gehörte z.B. Vedevåg, dazu mietete  er Kvarnbacka in der Gemeinde Lindesberg.

    Carl Gustaf Stads gevärsfaktori gekröntes C

    Eskilstuna
    1771 wurde eine zollfreie Zone für Schmiede in der 'Carl Gustafs stad' gegründet. Die ‚gevärsfaktori’ wurde 1812 gegründet und produziert noch bis heute. 1943 wurde sie ein Teil der FFV („Förenade Fabriksverken“) und vor einigen Jahren wurde sie von Bofors übernommen.

    Hedemora   Gegründet 1706.
    Husqvarna Vapenfabrik H
    gekröntes H

    Befindet sich in der Stadt Huskvarna.
    Gegründet 1689. Der Bereich Kleinwaffen wurde 1969 an FFV verkauft (Carl Gustaf) und die Produktion in den frühen 1970ern nach Eskilstuna verlegt. Die Husqvarna Vapenfabrik wurde 1757 privatisiert und 1867 zur Aktiengesellschaft, Husqvarna Vapenfabriks AB (HVA).

    Jönköpings faktori

    gekröntes K

    mit Punkt

    Befindet sich in der Stadt Jönköping. Im frühen 18. Jh. waren Husqvarna/Jönköping gevärsfaktori die größten der 7 staatlichen Arsenale, mit 1.000 Beschäftigten und einer Produktion von 11.000 Schußwaffen im Jahr.

    Der Hauptteil der Produktion wurde während der 1790er Jahre nach Husqvarna verlagert.
    Norrtälje NT
    gekröntes  NT

    Gegründet 1623.

    Die Fabrik sowie die gesamte Stadt wurden 1719 von den Russen niedergebrannt.
    Wurde 1763 umgewandelt in  'ryttmästare' Jennings and 'brukspatron' Finlay’.
    1843 wurde die Produktion durch den jetzigen Eigentümer, das Geschäftshaus Tottie & Arvedsson eingestellt.
    Norrköping Unbekannt
    wahrscheinlich NK
    Gegründet in der 1620er Jahren
    Ronneby Unbekannt
    wahrscheinlich R oder RB
    Gegründet 1679
    Sundsvall   Gegründet in der 1620er Jahren.
    Söderhamns faktori gekröntes S
    gekreuzte Gewehre über Boot
    Söderhamn
    Gegründet 1620
    Die Russen eroberten die Stadt 1721. Die Fertigung wurde nicht vor 1725 aufgenommen. 1813 wurde die Fertigung nach Carl Gustaf Stad verlagert.
    Örebro Ö

    Gegründet in der 1620er Jahren.
    Wurde 1795 von Göran Ehrenpreuss erworben und in Jönköping-Husqvarna integriert


     

    2.1. Andere Hersteller

     
    Hersteller Stempel Historie
    A B BAHCO

    Enköping
    BAHCO- Bernt August Hjort & Co
    'Enköpings Mekaniska Verkstad' ist eine der Gesellschaften, welche später zu A BACHO wurden. Fertigte z.B. das Bajonett m/65.

    E.A. Bergs fabriksaktiebolag EAB

    Eskilstuna, Erik Anton Berg AB.
    Seit den späten 1950ern ein Bestandteil der BACH-Gruppe. Das aktuelle Firmenlogo ist ein Hai (siehe z.B. Versuchsmodell des Kampfmessers fm/64).

    E.A. Naesman E A NAESMAN

    Eskilstuna.
    Subunternehmer für Carl Gustaf Stad. Stellte hautsächlich Türschlösser, aber auch z.B. Zaumzeug und Steigbügel her. Beschäftigte ungefähr 150 Handwerker. 1881 wurde die Gesellschaft mit gerade noch 14 (!) Beschäftigten von August Stålberg übernommen, der Name wurde in E.A. Naesman & Co geändert, 1894 änderte sich der Name erneut in 'Låsfabriksaktiebolaget'.
    Dillenbajonette m/1867 mit diesem Herstellerstempel wurden wahrscheinlich in der Zeit zwischen 1868 (als Carl Gustaf Stad mit der Herstellung des Gewehres begann) und 1881 (Namenswechsel) hergestellt.

    Ericson krönt E
    ERICSON

    Eskilstuna
    Stellte das Bajonett m/1815-20 für Jäger her

    Eskiltuna Jernmanufaktur AB Eskilstuna
    Eskiltuna Jernmanufaktur AB EJ AB über gekröntem Anker Eskilstuna
    Vira bruk  

    Gegründet 1635 (die Rechte wurden am 28.4.1635 erteilt und 1775 wieder entzogen). 

    Wurde 1948 geschlossen. Seit 1970 ist Vira bruk ein Museum.
    In den Jahren 1692-93 wurden 2.000 Klingen für das Bajonett m/1692 hergestellt. 

    1791-1800 wurden 2.280 Klingen und 1813-1814 2.000 Bajonette m/1811 gefertigt.

    Wedevåg  

    Fertigte 1720 sowie 1730. Klingen wurden noch bis 1755 hergestellt.

    Graninge järnverk Kein eigener Stempel  (?)

    Im Besitz von Magnus Flemming (Vira bruk)
    Begann im Herbst 1707 unter der Aufsicht eines Meisters aus Vira mit der Fertigung von Bajonetten. 

    Bis Ende 1709 waren 716 Bajonette (oder Klingen für die Montage bei Vira?) hergestellt worden.


     

    3. Hersteller und Stempel

    Diese Aufstellung ist nur in schwedisch verfügbar. Zur Erklärung einiger Begriffe siehe auch Fertigung  for a description of some of the terms.
    Ich versuche außerdem, einige der gebräuchlichsten Begriffe hier zu übersetzen.
    Begriff Übersetzung
    f. Geboren am
    d. Gestorben am  

    Bajonettmacher/-schmiede und Meister


    4. The inspection

    Es gab eine Anzahl von Rüstmeistern/Prüfern sowohl bei den Waffendepots als auch bei Carl Gustaf Stad (CG). Rüstmeister, welche als Waffenprüfer arbeiteten, wurden ‚besikningsrustmästare’ (etwa: Prüfrüstmeister) genannt.
    Abgesehen von diesen gab es bei CG noch einige Prüfoffiziere.  Zeitweise wurden weitere Offiziere als zusätzliche Prüfer zum Dienst verpflichtet.

    Die Übersichtstabelle ist schwedisch, ich versuche aber, die Titel sowie die gebräuchlichsten Begriffe hier in einer kurzen Zusammenstellung zu übersetzen.
     
    Swedish English/Deutsch
    Besiktningsofficer Inspection officer
    Prüfoffizier
    Besikningsofficersexamen Inspection officer's examination
    Abnahme des Prüfoffiziers
    Rustmästare Armourer
    Rüstmeister
    Besikningsrustmästare Inspection armourer
    Prüfrüstmeister
    Besikningsrustmästarexamen Inspection armourer's examination
    Abnahme des Prüfrüstmeisters
    Förrådsofficer Staff sergeant
    Lageroffizier

    Bajonettprüfung


    5. Truppenstempel

    Truppenstempel


    6. Andere Stempel

    Andere Stempel


      7. Referenzen

     
     Referenzen  
    [1] Olsson, Roger. Uppsats i `Meddelande XXXXI-XXXXII Armémuseum', 1980-82
    [2] Lissmark, Bengt. `Svenska bajonetter 1696 - 1965', 1973
    [3] Kungsmark, Stefan
    [4] Johansson, Kjell B, Artikel i `Samlarnytt', 19??
    [5] Kiesling, Paul, `Bayonets of the world'
    [6] Stöckel, Johan F, `Haandskydevaabens bedömmelse', 1943
    [7] von Schreber, Tor Schreber, `Karolinska bajonetter och deras föregångare på kontinenten'. `Föreningens armémusei vänner Meddelande IV `, 1941.
    [8] von Goës, Nils, `Söderhamns gevärsfaktori 1620 - 1813', 1988
    [9] Wennberg, Kåa, `Svenska böss- och pistolsmeder', 1989
    [10] Janzen, Jerry L, `Bayonets of the Remington cartridge period', 1993
    [11]  nn, `Vira klingsmedja och liebruk', 1985
    [12] Mats Persson,  http://www.mtek.chalmers.se/~m95perm/
    [m] Eigene oder fremde Sammlungen